Pen & Paper für Einsteiger #2: Ich hab das Spiel. Und nun? – Ratgeber & FAQ

In letzter Zeit erhalte ich sehr oft Mails die sich recht ähnlich sind: „Ich hab das Spiel, aber was mache ich jetzt genau?“. Das der Einstieg oft gar nicht so einfach ist habe ich selbst schon zur genüge bei angehenden Spielleitern erlebt. Man liest voller Tatendrang das Regelbuch und möchte am liebsten gleich losspielen. Doch hier scheitert es häufig schon mal. Wie geht es denn nun weiter, fragt man sich vielleicht. Aber so schwer ist es gar nicht. Deshalb möchte ich hier die wesentlichsten Fragen zusammenfassen und Schritt für Schritt das erste Spiel durchgehen.

  1. Such dir ein Spiel aus.
    Hierfür habe ich bereits einen Beitrag verfasst (Link), in welchem ich einige regelleichtere Systeme kurz vorstelle, wovon 2 auch als Basisversion kostenlos spielbar sind.
  2. Entscheidet wer Spielleiter wird.
    Diese Frage ist oft gar nicht so unwichtig wie man glaubt. Eventuell möchte der Käufer gar nicht leiten oder jemand anderes interessiert sich viel mehr für diese Position. Der Spielleiter hat gerade zu Anfangs den größten Aufwand, daher sollte dies gut überlegt und mit der Gruppe abgestimmt sein.
  3. Lies die Regeln.
    Auch dieser Punkt scheint erstmal logisch, doch nur wer Regelfest ist verhindert häufiges nachschlagen am Tisch und die Unterbrechung des Spiels. Man sollte sicher sein das man vor der ersten Runde wirklich alle relevanten Kapitel über die Spielregeln gelesen hat um so am Tisch die Regeln gut erklären zu können und Fragen schnell abzuhandeln.
  4. Bereite ein Abenteuer vor.
    Wenn man sich nicht gerade für ein Improvisationslastiges Spiel entschieden hat ist es wichtig, gut vorbereitet zu sein. Nimm für den Anfang lieber ein fertiges Abenteuer, oft ist im Regelwerk bereits eines enthalten. Lies es gut durch & dann am besten nochmal. Mach dir Notizen und nimm diese zusätzlich zum Spieltisch mit.
  5. Bereite die Spielmaterialien vor.
    Deine Spieler brauchen Charakterblätter. Druck für jeden eines aus, oft finden sich diese zusätzlich auf der Homepage des Spiels zum freien Download. Am besten druckst du 2 bis 3 mehr aus, man weiß ja nie. Sollte dein vorbereitetes Abenteuer Karten oder ähnliches enthalten, kopierst du dir diese am besten nochmals um im Spiel nicht die Übersicht zu verlieren. Und vergiss die benötigten Würfel nicht!
  6. Das erste Treffen.
    Zu aller erst solltest du die grundsätzlichen Regeln erklären. Wie funktioniert eine Probe? Wie greife ich an? Wie wirke ich Magie? Welche Attribute und Eigenschaften beeinflussen das alles? Was sind Attribute und Eigenschaften überhaupt?
    Im Anschluss erschaffst du gemeinsam mit deinen Spielern die Charaktere. Gehe mit ihnen Schritt für Schritt durch die Charaktererschaffung und versuche dabei gleich bestimmte Mechaniken zu erklären so das diese im Spiel nicht nochmal erklärt werden müssen. Wenn jeder fertig ist kann die erste Runde beginnen.
    Dieser Punkt nimmt, je nach Spiel, recht viel Zeit in Anspruch. Daher sollte das erste Abenteuer erst am Folgetermin stattfinden um nicht in Zeitstress zu geraten.
  7. Das erste Abenteuer.
    Endlich ist es soweit, alle sitzen beisammen, die Charaktere sind erstellt und das Abenteuer vorbereitet. Man beginnt mit einer kurzen Einführung und erklärt wo und wie das Abenteuer eigentlich beginnt. Die Spieler erklären was ihre Charaktere tun und schon stürzen sich alle ein ein Spannendes Abenteuer.

Oder doch nicht? Hier, überspitzt ausgedrückt, einige häufige Fragen:

  • Einer meiner Spieler möchte anstatt in die Höhle des Bösen im Westen lieber zu dem Magierturm im Osten gehen, welcher nebenbei im Abenteuer erwähnt wird. Darf er das?
    An sich spricht nichts dagegen auf Spielerideen einzugehen, aber vor allem beim ersten Spiel ist es oft schwer vom Pfad des eigentlichen Abenteuers abzuweichen und zu improvisieren. Daher wäre meine Empfehlung dem Spieler freundlich zu sagen das dieser Ort nicht im Abenteuer enthalten ist und du deshalb diesen nicht vorbereitet hast. Aber Hey! Da ist immer noch die Höhle des Bösen im Westen.
  • Mein Spielleiter hat uns statt den 3 Orks, 5 Gnolle entgegen geworfen. Aber im Abenteuer XY steht doch das da 3 Orks sind!
    Jedem Spielleiter steht es frei das Abenteuer anzupassen. Etwa weil die Gegner sonst keine Herausforderung wären oder vielleicht weil die Gruppe letzte Runde etwas anders gemacht hat als im Abenteuer vorgesehen und nun vielleicht Dungeon A nicht mehr ganz zum Rest passen würde. Wichtig dabei ist jedoch: Immer Fair bleiben! Es macht niemanden Spaß gegen überstarke Gegner zu kämpfen oder dauernd in Sackgassen zu laufen weil man das Abenteuer in die länge ziehen will. Der Spielleiter spielt nicht gegen sondern MIT den Spielern.
  • Regel XY ist Mist, wir machen das jetzt anders.
    Regeln abzuändern ist voll in Ordnung wenn es der Gruppe und dem Spielspaß dienlich ist. Zu beachten ist dabei jedoch das dabei niemand besonders benachteiligt oder bevorzugt wird so das eventuell jemand darunter leiden muss.
  • Wo ist denn das Brett & wieso darf sich da einer alles selbst ausdenken? Das ist doch unfair!
    Auch wenn dieser Punkt vielleicht Blöd klingt aber ich erhalte recht häufig Fragen wie weit sich ein Spielleiter Dinge selbst ausdenken darf und wo da die Grenzen sind. Klassische Brettspieler, bei deren Spielen die Grenzen was, wie, wo & wann geht klar gesetzt sind, fühlen sich hierbei manchmal benachteiligt und kommen damit nicht ganz klar das diese Grenzen nun ein Mitspieler selbst bestimmt. Dabei sei gesagt das es nicht die Aufgabe des Spielleiters ist die Gruppe zu ärgern oder das Leben schwer zu machen, denn auch er kennt die Spielregeln und sollte nach jenen handeln. Aber es spricht nichts dagegen sich selbst Dinge auszudenken. Die besten Runden können dadurch entstehen. Natürlich wirken manche Situationen unfair und vielleicht auch auf den ersten Blick unlogisch. Jedoch sollte man bedenken das der Spielleiter auch nur ein Mensch ist und manchmal lässt sich der Abenteuerverlauf einfach nicht richtig einschätzen.
  • Ich würfle als Spielleiter immer zu gut/zu schlecht. Was kann ich tun?
    Diese Situation kennt vermutlich jeder Spielleiter und kann zu sehr viel Frust führen. Entweder sind die, als Schwertfutter gedachten, Goblins zu stark, oder der Endgegner würde nach 3 Schlägen tot umfallen. Als Spielleiter hat man nun mehrere Möglichkeiten:

    • Die Lebenspunkte während des Kampfes anpassen. Hier ein paar Punkte mehr, dort ein paar weniger, können schon einen unterschied machen. Der Gegner hat noch 14, aber der Spieler trifft nur mit 13? Kein Problem. Er hatte doch nur noch 13. Es empfiehlt sich dabei auch immer die Werte der Gegner verdeckt zu halten, damit es nicht zu Diskussionen kommt.
    • Die eigenen Würfel drehen. Eine Methode die in manchen Runden nicht gern gesehen wird, jedoch oft helfen kann, vor allem wenn man als Spielleiter jeden zweiten Treffer kritisch landet. Dafür empfiehlt es sich allerdings einen Spielleiterschirm zu verwenden. Alternativ kann man auch etwas zwischen die Würfel und die Spieler stellen, damit diese sie nicht sehen. So wird aus dem dritten kritischen Treffer des Monsters ganz schnell ein gewöhnlicher. Die Würfel zu drehen sollte jedoch immer z Gunsten der Spieler passieren. Immerhin spielt ihr miteinander und nicht gegeneinander.

Pen & Paper für Einsteiger: Welches System?

Oft schwerer als man denkt, ist der Einstieg in die Welt der Rollenspiele. Als Anfänger steht man einer Vielzahl von Systemen und Settings gegenüber und weiß oft nicht so Recht was denn nun das richtige für den Anfang ist. Daher möchte ich an dieser Stelle Interessierten und Neulingen ein bisschen unter die Arme greifen und einige Systeme vorstellen, welche, meiner Meinung nach, besonders gut für Einsteiger sind und auch mit einfachen Regeln und einer nicht zu komplexen Welt daher kommen.

Vorallem wichtig für den Anfang: sucht ein Setting aus das für euch wirklich interessant ist. Es bringt nichts Fantasy zu spielen, während man doch eigentlich viel lieber mit Laserwaffen durch die Gegend schießen will.

Nun möchte ich euch aber nicht mehr warten lassen und zeige euch mal was es besonders für Einsteiger so alles gibt:

Aborea
Ein Fantasy Rollenspiel mit dem man bestens gerüstet ist für den Einstieg. Es hat als eines der wenigen Rollenspiele, für einen geringen Preis, alles in einer Box was man braucht. Würfel, 1 Spieler-, 1 Spielleiter- und 1 Abenteuerheft. Damit kann man gleich los starten und muss sich nichts extra außer diese Box kaufen. Gerade am Anfang sehr schön, weiß man ja gerade da oft nicht, das für Rollenspiele spezielle Würfel benötigt werden oder was für welche. Auch die Regeln sind leicht zu erlernen und decken doch genug ab um länger damit Spielen zu können. Besonders zu erwähnen ist das Abenteuerheft, das genug bietet um am Anfang einige Spielabende begeistern zu können.

Zur Homepage von Aborea

Zu kaufen bei: Amazon

Cthulhu
Ein Horror Rollenspiel in den 1920ern basierend auf H.P. Lovecrafts Cthulhu Mythos. Es basiert auf einem W100 (10 seitiger Würfel) und kommt mit zu Anfangs zwar komplex wirkenden, aber doch simplen Regeln daher. Für Fans von Horror eine klare Empfehlung. Doch Achtung: Die Bücher sind nicht ganz Billig. Gerade wenn man noch nicht weiß ob einem das Spiel wirklich gefällt mögen die Preise etwas happig erscheinen. Aber der Hersteller hat hier auch an diese Leute gedacht und bietet ein kostenloses Einsteigerheft mit allen relevanten Regeln (Ja es sind wirklich alle relevanten, ich hab selbst noch nicht wirklich viele andere Benötigt), einer Anleitung zur Charaktererschaffung und einem Abenteuer.

Sehr schöner Nebeneffekt: Mit dem Cthulhu Regelwerk lässt sich auch ohne Probleme das Detektiv Rollenspiel „Private Eye“ spielen.

Zur Homepage von Cthulhu bei Pegasus

Zu kaufen bei: Amazon

Dungeons & Dragons
Ein hochgelobtes und vor allem bekanntes Fantasy Rollenspiel das sich durch seine Zugänglichkeit und Erweiterbarkeit auszeichnet. Für Einsteiger bieten sich vor allem das Starter Set an. Diese enthalten alles was man zum Start benötigt, inkl. Würfel, und führen einen Schritt für Schritt in die Welt der Pen & Paper Rollenspiele. Dieses ist bereits für unter 20€ zu haben. Wer danach noch tiefer in die Materie eintauchen möchte kann dies über das 3er Set an Büchern mit Spieler-/Spielleiter- & Monsterhandbuch tun. Auch zahlreiche Kampagnenbände führen die Gruppe durch spannende Abenteuer.

Zur Homepage von Dungeons & Dragons

Zu kaufen bei: Amazon

Das Schwarze Auge
Eines der bekanntesten, deutschsprachigen, Fantasy-Rollenspiele. Es besticht vor allem mit seiner großen, detailliert beschriebenen Welt, Aventurien. Vom Drachen- oder Dämonenjäger bis zum armen Schlucker in einer der vielen von Verbrechen und Armut geprägten Städten Aventuriens kann hier alles dargestellt werden. Wer gerne tief in eine Welt eintauchen möchte und zahlreiche Hintergrundinformationen, Abenteuerbände und Regeln für zahlreiche detaillierte Charaktere mag, ist hier bestens beraten. Die Kehrseite der Medaille sind die gerade für Anfänger komplexeren Regeln. Um vom zahlreichen Material nicht überwältigt zu werden, bietet sich vor allem die Starter Box an, welche die Spieler Schritt für Schritt an das Thema heranführt.

Zur Homepage von Das Schwarze Auge

Zu kaufen bei: Amazon

Hier geht es zu Teil 2!